Medienkompetenz und Zocken bildet

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Aus gegebenen Anlass, mit privaten Ereignissen, liegt mir das Thema Medienkompetenz mal wieder sehr am Herzen. Mal wieder! Schon vor gut einem Jahrzehnt war es mir ein wichtiger Aspekt in meiner Erziehung mit meinen Kinder. Diese Infos, die ich darüber sammelte und erlebt habe, will ich an Eltern für ihre Kinder weitergeben. Heute möchte ich wieder auf Medienkompetenz aufmerksam machen und zusätzlich auf die vielen positiven Aspekte des Zockens eingehen.

Kurz zu meiner Vergangenheit: Was ich mit und über Medienkompetenz erlebt habe und wie ich mich in dem Thema einbrachte. Angefangen hat es schon 2006 als meine ersten beiden Kinder gerade schulreif wurden und PCs sowie das Internet immer präsenter in den Alltag einbezogen wurden. Da ich schon von Anfang an mit von der Partie war und seit 1998 im Netz aktiv bin, war es mir sehr wichtig einen richtigen Umgang damit in meine Erziehung einfließen zu lassen. Ich sammelte Online-Material, Infoblätter vom Bundesministerium für Familie und Jugend.

„Schau hin – Was dein Kind mit Medien macht“ oder „Surfen ohne Risiko“ waren schon 2006 ein tolle Hilfe für Eltern und gibt es immer noch.

Nachdem ich die meisten Infos dazu auf saugte wie ein Schwamm, wurde mir schnell klar, dass viele Eltern damit überfordert waren. Denn damals, wie auch heute, waren und sind Erwachsene oft selbst überfordert mit der unendlichen Vielzahl an Angeboten im Netz und einem richtigen Umgang damit. Viele wissen selbst oft nicht, welche Gefahren sich verstecken. Wie sollten sie dann ihre Kinder darauf aufmerksam machen?? 

Der Gedanke ließ mich nicht mehr los. Schon gar nicht, als ich mit anderen befreundeten Eltern sprach, die ihre Kinder aus Angst vor dem Medium überhaupt nicht ins Netz ließen. Für mich war es total unverständlich. Nach zahlreichen Büchern über Zukunftsforschungen in diesem Bereich, ahnte ich schon, welche Kreise das Netz mit uns ziehen wird. Da wollte ich vorbereitet sein und meine Kinder begleiten können. Helfen, besser damit umzugehen, und zu zeigen welche Gefahren lauerten anstatt  zu verbieten. Denn erstens, Verbotenes ist noch interessanter, und zweitens, die Zukunft wird mit digitalen Medien stattfinden.

Medienkompetenz an Kinder weitergeben mit PC-Kursen

Ich entwickelte zusammen mit meinem gesammelten Wissen über Medienkompetenz und wie man diese übermittelt, spezielle Internet-Kurse für Grundschulkinder. Denn es bedarf bereits in diesem Alter einer Aufklärung und einem Handlungsleitfaden für Kinder. Kinder sollen lernen wie das Internet funktioniert, was man damit alles machen kann und wie es kompetent genutzt wird. Nicht nur einfach machen lassen und sagen: „Recherchiere mal im Netz!“ sondern, wie finde ich gewünschtes Infomaterial, die auch kindgerecht aufbereitet sind. Meine Kurse hielt ich einige Jahre im Ferienkalender der Nachbar-Stadt mit großem Erfolg ab. Daneben war ich als Dozent an unserer Grundschule für ein Wahlfach „Internet – Sicher surfen“ tätig. Aber auch für Erwachsene gab ich 2 Jahre an der VHS Buchloe Internetkurse, MS Outlook und MS Excel Kurse.

Über ca. 4 Jahre verteilt konnte ich so gut 1.000 Kindern das Internet anschaulich erklären und ihnen mit Spaß auch die Gefahren zeigen und Hilfen reichen, falls man damit konfrontiert wird und somit mehr Medienkompetenz aufbauen. Weiterhin erfuhren sie, wie der PC überhaupt funktioniert und wie er von innen aussieht. Dabei vergaß ich nie den Eltern hilfreiches Material in die Hand mitzugeben, um einen kompetenten Umgang mit digitalen Medien im Alltag zu gestalten. Sprich, stelle Regeln mit den Kindern auf, interessiere dich für das was dein Kind am PC macht und begleite es im Netz. In der oben genannten Broschüre gibt es hierzu einige sehr einfache Tipps. Nur wer darüber Bescheid weiß und sich helfen lässt, kann mit gutem Gewissen „Ja“ zu Medien sagen und nicht immer nur verbieten und es als schlechten Einfluss auf das Kind  verurteilen.

Dies gab ich neben den Kursen auch an vielen Info-Elternabenden an Schulen weiter. Positive Stimmung für digitale Medien und dem richtigen Umgang zusammen mit den Eltern, war hier meine oberste Prämisse. Leider kamen hauptsächlich Eltern, die bereits mit dem Thema gut umgingen, und die Eltern, welche es dringend benötigt hätten, kamen meistens nicht. Lt. einer heutigen Studie reglementieren nur 40 % der Eltern die Mediennutzung ihrer Kinder.

Durch meine dritte Schwangerschaft stieg ich aus den Kursen und dem Thema aus und wollte mich intensiver um meine eigenen Kinder und Familie kümmern.

Kinder begleiten im Netz - Medienkompetenz
Bild von StartupStockPhotos auf Pixabay

Medienkompetenz heute mehr denn je gefragt

Heute nehme ich mein Wissen immer noch zur Hand für mein heranwachsendes Grundschulkind. Ich zeige und begleite ihn beim Recherchieren, lernen mit digitalen Medien, erkläre ihm Hardware und lasse ihn auch gerne mal zocken. Zocken ist auch eines meiner Hobbies.

Tja, das Wort „zocken“ alleine wird die einen oder anderen Eltern stark zusammenzucken lassen. Heute ist es leider auch wie vor 10 oder sogar 20 Jahren immer noch ein Schlagwort für „schlechten Einfluss“, Suchtgefahr und Förderung von Aggressionen. Ja, das denken noch einige der Erwachsenen darüber. Wir Eltern müssen dringend auch das Zocken mit Regeln abstecken und auch hier Interesse zeigen und hinschauen, was die Kinder machen, anstatt zu verbieten!!

Wie das Vermitteln von Medienkompetenz gehört auch das begleitete Zocken zu unseren Erziehungsstil. In den folgenden Absätzen erläutere ich nicht den kompetenten Umgang mit dem Zocken, nein. Ich möchte mit diesem Artikel nicht nur den selbstbestimmten und kritischen, sowie einen produktiven und kreativen Umgang mit digitalen Medien fördern, sondern eine andere Sichtweise zum Zocken vermitteln. Das verfluchte, das angeschwärzte Denken über Games etwas verfliegen lassen. Eine positive Grundstimmung dazu aufbauen, um mit dem Thema besser und gelassener umgehen zu können.

 

Ja zum Bildschirm, aber mit Hirn

Okay, fangen wir an mit dem Bildschirm. Denn dies ist der meist genannte negative Aspekt in Zusammenhang mit Games und natürlich TV. Wie oft hör(t)e ich von Pädagogen, die Bildschirmzeit ist auf das Minimum zu reduzieren, bzw. ist komplett aus dem Alltag zu streichen. Denn lt. dem bekannten Hirnforscher Prof. Dr. Spitzer Manfred ist es Gift für das Gehirn und für Lernerfolge. Damals wie heute gehört er zu dem angeblich renommiertesten Forschern in Sachen Bildschirm, Internet und Co. , verzeichnet jedoch auch sehr viel Gegenwind aus Wissenschaft und Universitäten.

Vom Buch „Achtung – Bildschirm“ über „Digitale Demenz“ bis zu „Die Smartphone-Epidemie“ beschreibt er die Gefahren und schreibt der Nutzung von Videospielen, sozialen Netzwerken und Smartphones apokalyptische Folgen zu. Teilweise werden die Bücher jedoch von vielen angesehenen Forschern als unseriös und irreführend betitelt. Ebenso wurden sie von vielen Journalisten zerrissen. In seinen Büchern schlägt Spitzer oft über die Ziele hinaus, stellte gewagte Schlussfolgerungen, zitiert unstimmige Details aus wissenschaftlichen Studien, was sogar die Studien-Autoren selbst als kritische Anmerkungen beschreiben. Konfrontiert man Spitzer damit, schiebt er dies sofort einfach beiseite und ignoriert wichtige Anmerkungen.

 

Spitzers-Sätze sind unverkennbar

Auch mich haben Sätze von Spitzer zum Nicken gebracht, klingen sie doch oft logisch und der Verstand sagt ja klar. Was mich persönlich betrifft, habe ich oft ein Ungutes Gefühl nach dem Konsum von Artikeln von Spitzer, worauf er sogar abzielt. So ein Hirnforscher weiß, wie er mit uns umgehen muss, um mit seinen „Argumenten“ und „Thesen“ zu punkten.

Schaut man jedoch genau hin und bleibt kritisch, findet man viele Thesen, die wissenschaftlich umstritten sind. Oft interpretiert Spitzer Zahlen einfach so. Dennoch ist seine Warnung vor dem digitalen Weltuntergang so überzeugend, dass er viele dort anpackt wo viele ratlos stehen: bei der Angst vor der Entwicklung.

Noch dazu wurde kurz nach der Veröffentlichung das Buch „Digitale Demenz“ vom Professor für Medienkompetenz Markus Appel und seinem Kollegen überprüft. Er konnte Spitzer nach einer Talkshow den erwähnten Studienergebnissen keinen Glauben schenken. Daraufhin prüfte er alles, wirklich alles in diesem Buch und verglich mit Dutzenden Meta-Analysen. Zu Spitzers Thesen fanden sich keine Belege. Anscheinend pickte sich Spitzer einige Ergebnisse nur aus den Studien heraus, die auch zu seinen Thesen passten. Ignorierte das Wichtigste, garnierte dies mit seiner Hirnforschung, fertig waren seine überzeugenden Argumente.

Klar ist, zu viel Medienkonsum ist ungesund, so wie bei anderen Konsum!

Und hier fällt mir einfach Medienkompetenz ein. Nicht verbieten, sondern handeln und helfen, damit unsere Kinder sinnvoll und intelligent die Vielfalt des Netzes nutzen können. Und sich kompetent in den vier am weit verbreitetsten Problembereichen auskennen:

  • Cybermobbing
  • bedrohte Privatsphäre
  • fehlgeleitete Recherche
  • Abhängigkeit im Netz

Gut, hätten wir den Punkt Bildschirm und Internetnutzung etwas näher gebracht. Und erläutert, wie wichtig es ist, den Kindern die Medien nicht zu verbieten, sondern zu helfen damit richtig umzugehen. Weiterhin Zündstoff gibt es zum Thema Videogames.

 

 

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Bild von Jan Vašek auf Pixabay

Games sind Zeitverschwendung? Nein, geschenkte Zeit

Der Ruf des Zockens ist immer noch nicht der Beste. Spaß und Positives gibt es jedoch zu berichten. In Australien haben sie herausgefunden, dass Kids die interaktiv spielen eine bessere Motorik besitzen, als die Kinder die mit Holzklötzchen spielen. Übung mit dem Controller macht eben den Meister und entwickelt somit auch Hand-Augen-Koordination besser. Auch das Gehirn bekommt einen positiven Schub. 12-jährige Videogamer wurden mit Kindern, die mit Lokomotiven spielten verglichen, dabei schnitt die Zocker-Jugend in Sachen Kreativität besser ab. Dachten man zwar früher nicht, ist aber so. Videogames und Kreativität gehören zusammen. Jeder der zockt kennt die Herausforderung: Muss man doch oft seine Kreativität fordern um den Endgegner oder das schwere Rätsel zu schaffen, bzw. den Spielverlauf positiv zu beeinflussen.

First-Person-Shooter sind keine Aggression steigernde Games, das wurde in einigen Studien bewiesen. Shooter-Zocker können sogar ihre Sehkraft stärken. Sie erkennen nah einander platzierte Objekte besser, so wird die räumliche Auflösung verbessert. 2009 konnte bewiesen werden, dass Actiongamer zu 58 % besser feine Kontrastunterschiede erkennen. Shooter-Fans können sogar Erlerntes länger behalten und schneller abrufen.

Zocker sind gegenüber ihrer Umgebung aufmerksamer und sensibler. Wichtige und unwichtige Infos werden schneller voneinander getrennt und verarbeitet. Im Alltag bringt das viele Vorteile mit sich, wie beim Autofahren, Orientierung in der Stadt, Multitasking, bekannte Menschen nicht in der Menschenmenge verlieren. Das ganze Springen, Ballern und Snipern stockt somit die Gehirnregionen auf.

Auch komplexe Zusammenhänge in Strategie-Spielen fördern die sogenannte kognitive Flexibilität. Gelerntes wird auf verschiedene Gebiete angewandt. Verknüpfungen, die nicht direkt offensichtlich sind, werden schneller erkannt. Nennt man auch Hidden-Walls, sprich die Transferleistung wird gesteigert. Infrastrukturen werden offensichtlicher und man überlegt einfach tiefer.

 

Das Gehirn älterer Menschen lernt durchs Zocken

Auch für ältere Menschen ist Gaming förderlich. Nachgewiesen wurde eine schnellere Verarbeiten von Informationen und auch das Aufnehmen von Infos steigerte sich. Für eine Studie hat man Silvergamer über einen längeren Zeitraum Rennspiele zocken lassen und in der Tat, zügig haben sie sich nach vorne gearbeitet. Die Gehirne hatten danach sogar Denkmuster, wie die von 20-Jährigen gezeigt.

23 Erwachsene haben Wissenschaftler über zwei Monate pro Tag 30 min. ein Jump-and-Run-Game zocken lassen. Das Gehirn wuchs bedeutsam in den Bereichen für räumliche Orientierung, Gedächtnisbildung, strategisches Denken, sowie Feinmotorik.

 

Gaming ist nicht Verrohung, Verdummung oder Verschlechtern der Augen

Wir lernen aus Games fürs Leben! Jeder neue Versuch bringt wieder eine neue Erkenntnis. Und wenn etwas nicht funktioniert, dann probiert man was anderes. Diese Einstellung lässt einen mehr und einfacher lernen. Zuviel des Guten ist natürlich, wie von allem nicht gut. Ob das nun Arbeit, TV, Zocken, Essen, Süßigkeiten, Lesen, Smartphone oder auch Sport ist. Eine zu einseitige Beschäftigung und eine Tätigkeit mit der man sich von seiner Umwelt zu sehr abkapselt ist stets mit Vorsicht zu genießen.

Somit ist das Bild des faulen Zockers, welcher schlechte Noten schreibt, durch viele Studienergebnisse allemal entkräftet. Solange die Hausi und das Lernen nicht darunter leiden, ist gegen gelegentliches Daddeln überhaupt nichts einzuwenden – vorausgesetzt es werden Spiele gespielt, die altersgerecht sind. Lasst uns unsere Kinder begleiten und schauen wir hin, was sie zocken und was sie im Netz erleben.

 

 

 

Quellennachweise und einige hilfreiche Publikationen zum Thema:

Warum Videospielen gut fürs Gehirn sein kann 

Chancen und Risiken Digitaler Medien 2015 PDF

Spielend lernen PDF

Wie Videospiele aufs Gehirn wirken

Videospieler sind intelligenter als der Durchschnitt

 

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Susan Angeli

Inhaber Blogger bei wallaby IT-Systems
Nerdweib Susanne ist YTer, Twitch-Streamer und Blogger. Davor Buchautor für Sachbücher im Bereich eCommerce und Social-Media-Marketing. Gestaltet, Installiert und konfiguriert Wordpress-Blogs für Kleinunternehmer, Freiberufler und Vereine. Sie mag Technik über alles! Buy Me A Coffee